Meine Alltag
beginnt taeglich um acht morgens mit dem Fruehstueck, meist Spiegelei und
Kakao. Frisches Brot mit Marmelade oder Honig gibts nur die Tage nach dem
Stadtbesuch, da es keine Baeckerei im Dorf gibt. Ab und zu wird mal in der
Pfarrei frisches Brot gebacken, allerdings wird das Brot zwischendurch gerne
von jedermann geschnorrt und deshalb ist frisches Brot immer schnell gegessen.
Um halb neun/ neun geht fuer mich die Arbeit los.
Brotbacken |
Entweder es steht
ein Tagesprojekt an, oder es ruft die Arbeit in der Pfarrei: Vorbereitung von
Gottesdiensten, schriftliche Arbeiten fuer den Pater, Gartenarbeiten wie saehen
oder Unkraut entfernen, putzen oder reparieren; vielseitige Arbeit ist da und
es ist nie die gleiche. Es gibt keine bezahlte Koechin oder Grossmama, die
freiwillig kocht, das muss jeden Tag aufs neue selbst gemacht werden. Hierbei
bin ich selbstverstaendlich nicht allein, die Jugendlichen, die mitessen (meist
um die sechs zwischen 17 und 24 Jahren) helfen natuerlich auch. Dabei wird der
Pfarrgarten mit Zwiebeln, Mais, Karotten und Salat vollstaendig genutzt. Der
Kompostabfall wird nicht entsorgt, sondern bekommen die Tiere zu futtern. Und
nach dem Essen ist jeder mal mit „Spueldienst“ dran.
Pfarrgarten |
Nach eine kleinen
Mittagspause gehts meist um 14 Uhr weiter mit der Arbeit, in der Regenzeit ist
diese meisten abhaengig vom Wetter. Die meisten Arbeiter sind an der
Pfarrkirche beschaeftigt, momentan steht hierbei das verputzen der inneren und
aeusseren Waende an. Gleichzeitig wird der Glockenturm neu gemauert, da der
Alte einsturzgefaehrdet war. Auf der Baustelle bin ich nicht verpflichtet,
manchmal helfe ich dort, wenn ich besonders schnell mit meiner Arbeit fertig
wurde.
"el Templo" |
Um fuenf ist
Arbeitsende, dann gehen alle Jugentlichen zur „Cancha“ bolzen und ich kick ab
und zu mit, aber meist geh ich mit dem Pater mitm Auto drei Kilometer in
Richtung Nachbarort Mojinete, dort steht ein Handymast und so koennen wir
abwechselnd per Surfstick ins Internet (dank der berauschenden
Internetgeschwindigkeit schaffe ich es in sage und schreibe zwoelf minuten, bis
ich in meinem Emailpostfach bin). Ich um meine Familie und Freund auf den
neusten Stand zu halten und der Pater um Bilder der Pfarrarbeit nach
Deutschland zu senden. Immerhin ist das Internet schneller als von der Gemeinde
aus via Amateurfunk, mit dem der Pater Textemails nach Deutschland absetzt. Die
Funkwellen gehen bis nach Canada, wo ein anderer Amateurfunkter die Nachricht
dann ins Internet einspeist und somit in Deutschland die Email ankommt.
Gottesdienst beginnt immer um 19 Uhr.
Amateurfunkstation von "CP4PG" |
Nach dem Abendessen ist dann Freizeit, ich mach dann entweder etwas Musik oder
lese/ lerne meinen Physikvorkurs fuers Studium. Manchmal bin ich noch im
Nebenraum, dort steht das Radio und der Fernseher. Letzteres interessiert mich
weniger aber im Radio kann man Gruesse ausrichten oder den Bolivianer Musik
zeigen, die in Deutschland gehoert wird. Das Radio ist wichtig fuer das
Gemeindeleben. Es ist bis auf 30 km zu hoeren und so kann der Pater Botschaften
an seine Gemeinde senden und Gottesdienste ankuendigen. Jugendliche haben Spass
daran, abends ein bisschen Programm zu machen und die Musik laufen zu lassen,
die ihnen gefaellt. Und „Campesiños“ auf dem Feld nehmen ihr kleines UKW-Radio
mit Batterien aufs Feld und haben Musik (es gibt einen weiteren Radiosender
einer Sekte, die allerdings nur religioese Leider abspielen. Das funktioniert
zur Zeit allerdings nicht). Somit ist das in Deutschland eher unuebliche
Kommunikationsmittel „Radio“ hier von besonderem Stellenwert.
Radio "San Francisco" |
Um elf ist Nachtruhe und auch das Radio wird abgeschalten. Die Tueren der Gemeinde sind geschlossen und am naexten Morgen beginnt ein neuer Tag.
Hallo Alexander,
AntwortenLöschendas ist ja sehr interessant. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer pastoralen Arbeit in dem letzten Winkel der Erde.
Paul