Tupiza ist ein
malerisches Minenstädchen mit ca. 26.000 Einwohnern. Es liegt im Norden
Boliviens am Rìo Tupiza in 2.990m Höhe und ist nur 340 km von der
Argentinischen Grenze entfernt. In fast 500qkm Fläche ist die Stadt der einzige
Lichtblick in dem fast menschenleerem Landstrich vom Salar de Uyuni
(Touristenmagnet) und Villazòn (Bolivianische Grenzstadt zu Argentinien). Hier
kommen Bauern von den umliegenden Dörfchen her um ihre Produkte auf dem
lebhaften Markt zu verkaufen oder Minenarbeiter aus Esmoraca, wenn sie auf
Goldsuch Glück gehabt haben. 1g Gold bringt 280 Bolivianos (=32€), was hier
einen materiellen Wert von ca. 120€ hat. Oder wir kommen aus Esmorca, um dort
nach der Post zu schauen, einzukaufen und
uns mit der Aussenwelt zu verbinden ;-)
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgE0_aRzslfjcRNauRrXwQGnSp867-O6lLz4mOpKXreZPMwNLIlWOjCqKMSEK61E_uCWsere2RGPqYi6Ahe_sPDEv5SnBwtgykjikb8jK32RhbnrPm-5pnuUE0VyoR7I0MPPIzhNNwAv01h/s400/01+Jahrmarkt+in+Tupiza.JPG) |
Jahrmarkt in Tupiza |
Dank eines GPS („Geocatching“-Gerät) wissen wir, das Esmoraca nach Tupiza nur
60 km Luftlinie misst. Doch der Weg ist 130km lang und führt über Stock und
Stein. Für diese 130km benötigen wir normalerweise 5h 30min Fahrzeit! Das
entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 23,6 km/h.
Zum Vergleich: Die Stecke Bruchsal – Frankfurt misst eine ähnliche Steckenlänge,
allerdings braucht man mitm Auto dafür unabhängig vom Wetter ca. 90 min.
Wir sind abhängig vom Wetter. Hat es die Tage zuvor geregnet, so müssen wir den
zweiten (längeren) Weg nehmen, da sonst die Flüsse mit zu viel Wasser unpassierbar
werden. Die Fahrzeit beträgt dann mindestens sieben Stunden (kein Witz! Immnoch
60km Luftliniendistanz^^).
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjl4SQAs2FxXt5lolGTpoVl_GOI736EsxVRel9IHjUEEv42BStukka666WLO-aPFcy3YDpNpJfLAnJjVwZiICLcFEfZpe3QUYbUzY6czVF2Pqdy83sRR3iLkULpnpIrZGTMGDgf4VZUC2Ew/s400/02+Hier+hat+wohl+einer+Pech+gehabt.JPG) |
Hier hat wohl einer Pech gehabt |
Woran liegt die lange Fahrzeit?
Zum einen befinden wir mich
im Hochland der Anden und die Wege führen aufgrund fehlender Tunnel entlang der Berge hoch und wieder
runter. Tupiza liegt auf knapp 3.000m Höhe, Esmoraca auf 3.500m und
zwischendurch gehts auf stolze 4.478m rauf und natürlich wieder herab.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjKE1zCCHB-yrDImP_6dUE6LVtT9lUgTENcKOQkswT0pPfglRSkZjLjHqYXQv7iS36VeIV95Om6jMo_0_JrAwvwsTL9hXsjrZVpJQEUFD94DAIL0Q26TijqEV1E59ZpW_Yoscam0XTTmwGt/s400/03+Einzigstes+Schild+auf+dem+Weg.JPG) |
Einzigstes Schild auf dem Weg |
...und wenns
runter geht, dann gehts aufgrund fehlender Brücken durch Flüsse. Die Flüsse
sind natürlich nicht eben und man muss (wenn man sein Auto nicht schrotten
will) eben mit Gefühl durch die Flussbetten driften. Ich habe nicht gezählt wie
viele Flüsse und Bäche es insgesamt zu durchqueren gibt, aber ich schätze es
sind ca. ein Duzend Bäche und ein halbes Duzend Flüsse (Definition Fluss: Mehr
Wasser als Bruchsaler Saalbach).
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg6B3uUi1ZU5b_-9Zr47vuiOKtAVgSNNsH93F8iXhMz2h1D1nAdr7QvzlxKKI2O7myEMoTaWAY9QOkORZih2Z-7zqqgFdmI7tdZO04YeHok5dJNfZG2aWTKpIjUMDhb6-ZHjvYI09OscMrV/s400/04+Flussbettfahren.JPG) |
Flussbettfahren |
Ein weitere Grund
ist sicherlich die Sicherheit: Ohne Geländer fährt man langsamer um die Kurve
oder schlängelt sich vorsichtiger aneinander vorbei, wenn Gegenverkehr
auftaucht. Aufgrund der schmalen Fahrbahn, steilen Hängen und der dadurch
eingeschränkten Sicht hupen vernünfige Fahrer in engen Kurven, um ggf.
Gegenverkehr vorzuwarnen.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPBAlzAreNGO-fzKow8L-xzt8ogpWBHwGmZEzsi1r9wngkut1t2m0qnpURvAhF1vNUhAqKzyN9iozzp8CpZjc9uUTVFBmIfWdHvUGb60vELh8Ak0elE0nBLWvUMT8qklxG65EQT62PE1kD/s400/05+Keinerlei+Sicherheit.JPG) |
Keinerlei Sicherheit |
Besonders im
Sommer (während in Deutschland Winter ist), droht eine besondere Gefahr: Der
Regen. Im Sommer ist im Hochland Regenzeit und das kühle Nass löst die lockere
Erde, und „Schwup-die-Wups“ donnern ab und zu Steinchen bis Brocken aufs Dach.
Aber nicht nur während des Regens, vor allem nach dem Regen erschwerden oder
versperren Erdrutsche den Weg .
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjxPiI86Zdr15-EBPug65MIduD-06xXAzIAd0IOGHaYU0bdAo9_hAWZI15l9CwMS2xCrddXjim3SjSekaczW01IpEI_AXn2qsPOixn0zNW8iYGmUHnQLTGlfv6zQC4bN9YcoTLVfYTXuLFH/s400/06+Weg+ueber+Erdrutsch.JPG) |
Weg über Erdrusch |
Der Hauptgrund
ist allerdings der fehlende Asphalt, auf unbefestigten Strassen kann man nicht
schnell (und gemütlich) fahren wie auf natürlicher Erde. Schlaglöcher gibts
hier auf ganz natürliche Weise durch die Unebenheit der Natur. Hat es zuvor
geregnet, so wird aus der Erde rutschiger Schlamm. Letzte Woche wären wir fast
von der Piste gerutscht, als es vor einer Kurve rutschig wurde. Als Fahrer hat
man in so einer Situation keine Chance, damit die Reifen wieder Grip bekommen müsste
man Gas geben, aber vor einer Kurve Gas zu geben... Gott sei Dank kamen wir
rechtzeitig zum Stehen.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4P6OgUMGnCKUPZs9MEXtmUXyyVVPGlFBPC9dMU8aTW3Azv_jLqcowckuvWNQC1vNfdnb2Z7gNH_Xom0TV09aHKBRPNMEmS1HkiribJo8HBxHHBOZxGqtA_4E4RQZ8OqeAzS5siIWhS5M9/s400/07+Im+Schlamm.JPG) |
im Schlamm |
Dann gibts natürlich
noch die unkalkulierbaren Ereignisse, wie z.B. Steckenbleiben (vgl. Bild oben),
Reifenpannen (Webalbum) oder Räumungsarbeiten (Webalbum) auf der Piste. Eher
selten muss man Büsche ausreissen/ Brüecken bauen (letztes Webalbum). Während
eine Reifenwechsel eine begrenzte Zeit beansprucht, kann Steckenbleiben oder Räumungsarbeiten
die Fahrzeit erheblich verlängern. Auf dem Bildoben wurde es schon dunkel und
im Taschenlampenlicht legten wir mit Spaten und Pickel den Weg frei; rissen Sträucher
aus, um sie vor die Reifen zu legen und schoben schliesslich bei Vollgas das Auto
einige Zentimeter vor, bis wir wieder steckenblieben, um dann wieder das nächste
Stück Weg passierbar zu machen. Kein Wunder, dass niemand den Weg ohne
Allradantrieb und „Doble“, einem noch kleinerem Gang als der Erste mit mehr
Kraft, antritt. Auch Ersatzreifen und Flickzeug sind überlebensnotwenidig.
Besonders in der Regenzeit erfordert der Weg von Dorf zu Stadt einen
geschickten Fahrer und ein gütiges Schicksal.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiVDccYvR4MJ1N2JzDkdpongmtBEcbEgo3FJg_v7Co51sXWpN3ZtGAXRZ8MgZ7-rzBsZTomaou948ZCtdlrtiMozTACj-ngLeWtA4RXubMPqsV0YSUr2IO7RgRoH5LQ5etoBVMImlyL9l9X/s400/08+kurze+pause.JPG) |
kurze Pause |
Doch die Fahrt
ist für die Pfarrarbeit von Dietmar Krämer ungbedingt erforderlich. Somit
stellen einfache Dinge wie „Einkaufen“ in anderen Teilen der Welt eine körperlich
und psychische Herausforderung dar. Eine einprägsame Erfahrung für mich in
meiner sozialer Arbeit.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg3L16Tb-AUunLiLV9nD_97QKp-hMRv3drKzg5fSXJDhX3T5LoMdNw-Ypqq2I4CLD__NFDdGSZkGuN-YVVlO0yJVSKjIc9s0szLxabOXQ3b6kxo5v6NPEzycAPbMjqKKOeUTpMmed_ka5Te/s400/09+schoen.JPG) |
Boliviens Schönheiten |
>> Landschaftsbilder zur Fahrt Tupiza-Esmoraca gibts hier.<< [33 Bilder]
>> Bilder zum Reifenwechsel auf 4.000m gibts hier.<< [4 Bilder]
>> Bilder
zu Räumungsarbeiten/ Feststecken letzter Woche gibts hier.<< [8 Bilder]
>> Bilder
zum Brückenbauen/ Busch ausreissen gibts hier.<< [4 Bilder]