Dienstag, 5. März 2013

Das Einkaufen in der Stadt und der Weg dahin


Tupiza ist ein malerisches Minenstädchen mit ca. 26.000 Einwohnern. Es liegt im Norden Boliviens am Rìo Tupiza in 2.990m Höhe und ist nur 340 km von der Argentinischen Grenze entfernt. In fast 500qkm Fläche ist die Stadt der einzige Lichtblick in dem fast menschenleerem Landstrich vom Salar de Uyuni (Touristenmagnet) und Villazòn (Bolivianische Grenzstadt zu Argentinien). Hier kommen Bauern von den umliegenden Dörfchen her um ihre Produkte auf dem lebhaften Markt zu verkaufen oder Minenarbeiter aus Esmoraca, wenn sie auf Goldsuch Glück gehabt haben. 1g Gold bringt 280 Bolivianos (=32€), was hier einen materiellen Wert von ca. 120€ hat. Oder wir kommen aus Esmorca, um dort nach der Post zu schauen,  einzukaufen und uns mit der Aussenwelt zu verbinden ;-)
Jahrmarkt in Tupiza
Dank eines GPS („Geocatching“-Gerät) wissen wir, das Esmoraca nach Tupiza nur 60 km Luftlinie misst. Doch der Weg ist 130km lang und führt über Stock und Stein. Für diese 130km benötigen wir normalerweise 5h 30min Fahrzeit! Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 23,6 km/h.
Zum Vergleich: Die Stecke Bruchsal – Frankfurt misst eine ähnliche Steckenlänge, allerdings braucht man mitm Auto dafür unabhängig vom Wetter ca. 90 min.
Wir sind abhängig vom Wetter. Hat es die Tage zuvor geregnet, so müssen wir den zweiten (längeren) Weg nehmen, da sonst die Flüsse mit zu viel Wasser unpassierbar werden. Die Fahrzeit beträgt dann mindestens sieben Stunden (kein Witz! Immnoch 60km Luftliniendistanz^^).
 Hier hat wohl einer Pech gehabt
 Woran liegt die lange Fahrzeit?
Zum einen befinden wir mich im Hochland der Anden und die Wege führen aufgrund fehlender  Tunnel entlang der Berge hoch und wieder runter. Tupiza liegt auf knapp 3.000m Höhe, Esmoraca auf 3.500m und zwischendurch gehts auf stolze 4.478m rauf und natürlich wieder herab.
Einzigstes Schild auf dem Weg
 ...und wenns runter geht, dann gehts aufgrund fehlender Brücken durch Flüsse. Die Flüsse sind natürlich nicht eben und man muss (wenn man sein Auto nicht schrotten will) eben mit Gefühl durch die Flussbetten driften. Ich habe nicht gezählt wie viele Flüsse und Bäche es insgesamt zu durchqueren gibt, aber ich schätze es sind ca. ein Duzend Bäche und ein halbes Duzend Flüsse (Definition Fluss: Mehr Wasser als Bruchsaler Saalbach).
Flussbettfahren
 Ein weitere Grund ist sicherlich die Sicherheit: Ohne Geländer fährt man langsamer um die Kurve oder schlängelt sich vorsichtiger aneinander vorbei, wenn Gegenverkehr auftaucht. Aufgrund der schmalen Fahrbahn, steilen Hängen und der dadurch eingeschränkten Sicht hupen vernünfige Fahrer in engen Kurven, um ggf. Gegenverkehr vorzuwarnen.
Keinerlei Sicherheit
Besonders im Sommer (während in Deutschland Winter ist), droht eine besondere Gefahr: Der Regen. Im Sommer ist im Hochland Regenzeit und das kühle Nass löst die lockere Erde, und „Schwup-die-Wups“ donnern ab und zu Steinchen bis Brocken aufs Dach. Aber nicht nur während des Regens, vor allem nach dem Regen erschwerden oder versperren Erdrutsche den Weg .
Weg über Erdrusch
 Der Hauptgrund ist allerdings der fehlende Asphalt, auf unbefestigten Strassen kann man nicht schnell (und gemütlich) fahren wie auf natürlicher Erde. Schlaglöcher gibts hier auf ganz natürliche Weise durch die Unebenheit der Natur. Hat es zuvor geregnet, so wird aus der Erde rutschiger Schlamm. Letzte Woche wären wir fast von der Piste gerutscht, als es vor einer Kurve rutschig wurde. Als Fahrer hat man in so einer Situation keine Chance, damit die Reifen wieder Grip bekommen müsste man Gas geben, aber vor einer Kurve Gas zu geben... Gott sei Dank kamen wir rechtzeitig zum Stehen.
im Schlamm
Dann gibts natürlich noch die unkalkulierbaren Ereignisse, wie z.B. Steckenbleiben (vgl. Bild oben), Reifenpannen (Webalbum) oder Räumungsarbeiten (Webalbum) auf der Piste. Eher selten muss man Büsche ausreissen/ Brüecken bauen (letztes Webalbum). Während eine Reifenwechsel eine begrenzte Zeit beansprucht, kann Steckenbleiben oder Räumungsarbeiten die Fahrzeit erheblich verlängern. Auf dem Bildoben wurde es schon dunkel und im Taschenlampenlicht legten wir mit Spaten und Pickel den Weg frei; rissen Sträucher aus, um sie vor die Reifen zu legen und schoben schliesslich bei Vollgas das Auto einige Zentimeter vor, bis wir wieder steckenblieben, um dann wieder das nächste Stück Weg passierbar zu machen. Kein Wunder, dass niemand den Weg ohne Allradantrieb und „Doble“, einem noch kleinerem Gang als der Erste mit mehr Kraft, antritt. Auch Ersatzreifen und Flickzeug sind überlebensnotwenidig. Besonders in der Regenzeit erfordert der Weg von Dorf zu Stadt einen geschickten Fahrer und ein gütiges Schicksal.
kurze Pause
Doch die Fahrt ist für die Pfarrarbeit von Dietmar Krämer ungbedingt erforderlich. Somit stellen einfache Dinge wie „Einkaufen“ in anderen Teilen der Welt eine körperlich und psychische Herausforderung dar. Eine einprägsame Erfahrung für mich in meiner sozialer Arbeit.

Boliviens Schönheiten

>> Landschaftsbilder zur Fahrt Tupiza-Esmoraca gibts hier.<< [33 Bilder]
>> Bilder zum Reifenwechsel auf 4.000m gibts hier.<< [4 Bilder]
>> Bilder zu Räumungsarbeiten/ Feststecken letzter Woche gibts hier.<< 
[8 Bilder]
>> Bilder zum Brückenbauen/ Busch ausreissen gibts hier.<< [4 Bilder]

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Alexander