Dienstag, 5. März 2013

Mein Alltag in Bolivien


Meine Alltag beginnt taeglich um acht morgens mit dem Fruehstueck, meist Spiegelei und Kakao. Frisches Brot mit Marmelade oder Honig gibts nur die Tage nach dem Stadtbesuch, da es keine Baeckerei im Dorf gibt. Ab und zu wird mal in der Pfarrei frisches Brot gebacken, allerdings wird das Brot zwischendurch gerne von jedermann geschnorrt und deshalb ist frisches Brot immer schnell gegessen. Um halb neun/ neun geht fuer mich die Arbeit los.
Brotbacken

Entweder es steht ein Tagesprojekt an, oder es ruft die Arbeit in der Pfarrei: Vorbereitung von Gottesdiensten, schriftliche Arbeiten fuer den Pater, Gartenarbeiten wie saehen oder Unkraut entfernen, putzen oder reparieren; vielseitige Arbeit ist da und es ist nie die gleiche. Es gibt keine bezahlte Koechin oder Grossmama, die freiwillig kocht, das muss jeden Tag aufs neue selbst gemacht werden. Hierbei bin ich selbstverstaendlich nicht allein, die Jugendlichen, die mitessen (meist um die sechs zwischen 17 und 24 Jahren) helfen natuerlich auch. Dabei wird der Pfarrgarten mit Zwiebeln, Mais, Karotten und Salat vollstaendig genutzt. Der Kompostabfall wird nicht entsorgt, sondern bekommen die Tiere zu futtern. Und nach dem Essen ist jeder mal mit „Spueldienst“ dran.
Pfarrgarten

Nach eine kleinen Mittagspause gehts meist um 14 Uhr weiter mit der Arbeit, in der Regenzeit ist diese meisten abhaengig vom Wetter. Die meisten Arbeiter sind an der Pfarrkirche beschaeftigt, momentan steht hierbei das verputzen der inneren und aeusseren Waende an. Gleichzeitig wird der Glockenturm neu gemauert, da der Alte einsturzgefaehrdet war. Auf der Baustelle bin ich nicht verpflichtet, manchmal helfe ich dort, wenn ich besonders schnell mit meiner Arbeit fertig wurde.
"el Templo"

Um fuenf ist Arbeitsende, dann gehen alle Jugentlichen zur „Cancha“ bolzen und ich kick ab und zu mit, aber meist geh ich mit dem Pater mitm Auto drei Kilometer in Richtung Nachbarort Mojinete, dort steht ein Handymast und so koennen wir abwechselnd per Surfstick ins Internet (dank der berauschenden Internetgeschwindigkeit schaffe ich es in sage und schreibe zwoelf minuten, bis ich in meinem Emailpostfach bin). Ich um meine Familie und Freund auf den neusten Stand zu halten und der Pater um Bilder der Pfarrarbeit nach Deutschland zu senden. Immerhin ist das Internet schneller als von der Gemeinde aus via Amateurfunk, mit dem der Pater Textemails nach Deutschland absetzt. Die Funkwellen gehen bis nach Canada, wo ein anderer Amateurfunkter die Nachricht dann ins Internet einspeist und somit in Deutschland die Email ankommt. Gottesdienst beginnt immer um 19 Uhr.


Amateurfunkstation von "CP4PG"
Nach dem Abendessen ist dann Freizeit, ich mach dann entweder etwas Musik oder lese/ lerne meinen Physikvorkurs fuers Studium. Manchmal bin ich noch im Nebenraum, dort steht das Radio und der Fernseher. Letzteres interessiert mich weniger aber im Radio kann man Gruesse ausrichten oder den Bolivianer Musik zeigen, die in Deutschland gehoert wird. Das Radio ist wichtig fuer das Gemeindeleben. Es ist bis auf 30 km zu hoeren und so kann der Pater Botschaften an seine Gemeinde senden und Gottesdienste ankuendigen. Jugendliche haben Spass daran, abends ein bisschen Programm zu machen und die Musik laufen zu lassen, die ihnen gefaellt. Und „Campesiños“ auf dem Feld nehmen ihr kleines UKW-Radio mit Batterien aufs Feld und haben Musik (es gibt einen weiteren Radiosender einer Sekte, die allerdings nur religioese Leider abspielen. Das funktioniert zur Zeit allerdings nicht). Somit ist das in Deutschland eher unuebliche Kommunikationsmittel „Radio“ hier von besonderem Stellenwert.

Radio "San Francisco"

Um elf ist Nachtruhe und auch das Radio wird abgeschalten. Die Tueren der Gemeinde sind geschlossen und am naexten Morgen beginnt ein neuer Tag.

1 Kommentar:

  1. Hallo Alexander,

    das ist ja sehr interessant. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer pastoralen Arbeit in dem letzten Winkel der Erde.

    Paul

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Alexander