Donnerstag, 28. März 2013

Bei den Minenarbeitern in Potosi

"Minero"

Da es in Tupiza keine Ämter gibt, muss man in die nächst grössere Stadt fahren, um Papierkram zu erledigen. Das sind in diesem Fall 252 km nach Potosí, der Provinzhauptstadt (Bedeutung vergleichbar mit Stuttgart).
Potosí liegt auf gut 4000m Höhe und hat schon eine jahrhunderte lange Geschichte. Die Stadt verlangt ihrer Existenz dem überreichen Silbervorkommen im "Cerro Rico" (=Reicher Berg). Schon im 16. Jhd. wurde die Ausbeutung der Silbervorkommen im grossem Stil durch die Spanier unter Sklaven vorrangetrieben. So wurde Potosi zur schnellwachsensten Stadt Amerikas und zählte 1573 mehr Einwohner als Madrid, Rom oder Paris in jeder Zeit. Bis heute wird dort Silber, Zink und Zinn abgebaut. Insgesamt bis heute ca. 46.000 Tonnen Silber!

Harte Arbeit

Die Mine musste ich mir natürlich ansehen. Leider war es traurig zuzusehen, unter welchen Bedingungen noch heute gearbeitet wird. Kompliziert ist der Abbau nicht, es wird einfach mit Dynamit gesprengt und dann von Hand mit Schaufeln das Gestein abgetragen. Eingeladen in Wagons auf Schienen  werden die Steine dann von drei Männern herausgeschoben. Der Silberanteil beträgt zwischen drei und acht Prozent, doch das holen andere Firmen heraus. Die Minenarbeiter arbeiten so viel wie ihnen das Gesetz erlaubt und verdienen im Schnitt mehr als andere Arbeiten. Allerdings auf Kosten der Gesundheit. Gase, ob vom Gestein oder von Dynamit, sowie die dünne Luft in der Mine auf 4500m sorgen für eine Lebenserwartung von 35 Jahren. Pensionierung ist extrem selten, weil die Rentenkasse nur 10% des Arbeiterlohns zahlt. Da wird lieber so lang wie nur möglich gearbeitet. Auch extrem früh, in der Mine fragte ich einen Burschen, wie alt er war: 13. Den nächsten Jungen fragte ich, wie lange er schon dabei sei. Schon zwei Jahre mit seinen 17 Jahren war er im Geschäft.

Besuch beim Minengott "Tio"

 Später erzählte mir eine ehemalige "voluntaria", die in einer italienischen Hilfsorganisation arbeitete, dass die Minenarbeit und deren Kinder garnicht aus der Mine in die Schule wollen. Das Projekt scheiterte, Kinder von der Mine zu bekommen. Die Arbeiter nehmen den frühen Tod für das lockende Geld in Kauf.

>>> Bilder von der Minentour gibts hier. <<< [16 Bilder]
>>> Bilder von Potosí gibt es hier. <<< [30 Bilder]


Sonntag, 24. März 2013

Caritas in Esmoraca


Dieses Jahr gab es im „Departamento“ von Potosí viel Hagel, der die Maisernte vernichtet hat. Deshalb hat die Landeshauptstadt an Caritas International Hilfe angefordert und von Misereor Lebensmittelrationen bekommen. Diese bestanden aus je 10kg Reis, 10kg Zucker, 10kg Nudeln, einem Liter Öl und einer Stoffdecke. Nun blieben 150 Hilfspakete übrig und es wurde entschieden, dass diese den hilfsbedürftigsten Menschen im Departamento zukommen könnten. Deshalb kam „Caritas International“ nach Esmoraca, dass zu den ärmsten Dörfern in Bolivien gehört. Gründe hierfür liegen an der geographischen Abgelegenheit und der unterbezahlten Minenarbeit. Viele hier sind Bauern, die ebenfalls „von der Hand in den Mund“ leben.

Glückliche Arme

Der Padre als Ansprechpartner beschrieb Caritas den Weg und bereitete mit den Autoritäten des Dorfes die Verteilung vor. Eine Stunde nach der geplanten Ankunftszeit beschlossen wir, dem Trupp entgegenzufahren. 25km von Esmoraca warteten wir auf einer Anhöhe auf die Hilfsorganisation.
Spaziergang auf 4500m
Dort wanderte ich ein bisschen um die Landschaft zu geniessen und schliesslich kam ein Jeep von Caritas, der vorrausgefahren war. Gemeinsam warteten wir und es brauchte eine weiter Stunde, bis der überladene Transporter schlieslich ankam. Dieser blieb leider aufgrund der schlechten Wege bereits nach wenigen Kilometern stecken. Es war schon dunkel und wir mussten improvisieren. Das Dorf wartete bereits Stunden und wir mussten die Verteilun auf den morgigen Tag verschieben. Wir trommelten alle Kirchenarbeiter und organisierten einen LKW, um die Güter umzuladen. Mitten in der Nacht wurde so 5t Material nach Esmoraca geschafft.
Um 23Uhr war die harte Arbeit getan und alle hatten sich ihre Spaghettiportionen verdient.

Getane Arbeit am Morgen
Am nächsten Morgen wurden stundenlang die Güter verteilt und dies klappte im Grossen und ganzen recht friedlich. Der Rest wurde nachmittags auf einem von unserer Pfarrei organisiertem LKW 18km in das Nachbardorf Mojinete gebracht und dort verteilt. Schon am Abend reisten die von Caritas Beauftragten wieder zurück über Tupiza nach Potosí.
Verteilung in Mojinete
Und die Moral von der Geschicht? Ohne unsere Hilfe schaffts Caritas hierher – nicht!
>>> Bilder von der Caritasverteilung in Esmoraca & Mojinete gibts hier. <<< [33 Bilder]

Montag, 11. März 2013

Ein Tag Bauer im Hochland Boliviens


Alpacas
Letzten Samstag wurde ich zu etwas ganz Besonderem eingeladen. Ich durfte mit aufs Feld zu den Alpacas aufs Hochland.
Zunächst war der Weg dorthin eine Herausforderung. Stolze 30 Minuten dauerte es, bis das Motorrad (wie hier üblich ohne Spiegel und Kennzeichen) mich in die Nähe brachte. Dann wars nur noch ein Hügel 10 Minuten zu überqueren. Dort erwartet mich schon ein kleines Häuschen, das Rauch ausstoss. Der Besitzer war schon morgens um sechs zwei Stunden losgelaufen, um hier anzukommen. Zur Begrüssung wurde ich lecker eigeladen, drei  Gänge waren allerdings doch ein bisschen viel für meinen schon gefrühgefütterten Magen. Um mich herum spielten Kinder, Babykatzen und die Sonne schien auf Erbsen, Mais und Getreide.
Die kleine Paula mit den kleinsten Mitbewohnern
Dann gings zur Arbeit: Zunächst ein bisschen Kameleintreiber spielen und die Tiere eintreiben. Wir waren dafür ca. zu fünft. Auch der Schäferhund hat so gut geholfen wie er konnte, leider ist er Blind. Lustigerweise wollten sich die Tierchen ständig auf dem Weg fortpflanzen, was die Herde wieder verlangsamte. Die Alpacaherde war nicht so leicht einzutreiben wie die eine Schafherde, weil die Lamas gerne den Hügel hoch oder runter abhauen möchten. Aber als wir die letzten Flüchtlinge gefasst hatten wurde Männchen und Weibchen getrennt und in Ställe aus Steinhaufen und etwas Lehm getrieben.
Lamaherde
Einmal im Jahr werden die Tiere markiert, um sie dem Besitzer zuordnen zu können. Das geschieht ohne Farbspraydose ganz traditionell  mit Nadel und Faden. Dazu wird rot/rosa Wolle in die Ohren geknotet (wie Ohrring, Löcher gibts vom vorigem Jahr) und noch noch etwas Stoff in die Wolle geknotet. Soweit der Plan.
Weil wir hier im schönen Bolivien sind darf das auch ein bisschen dauern. Da die Lamas heilig sind gibts eine Prozession und die Alpacas werden beschenkt. Also gibts für die Tierchen gratisein Tänzchen der Menschen, Coca, Konfetti, Weihrauch und „Chicha“, einem Saft aus Mais.
Tierverehrung
Dann beginnt die Jagt. Die starken Alpacas sind nur zu bezwingen, wenn man sie an den Ohren richtig fest hält und nach unten drückt. Einige legen sich zu der Prozession der Markierung ruhig und entspannt auf den Boden, die Minderheit wiehert durchgänig und versucht auszubrechen. Also ist jedes Lama unikat und bis die fünf Wollstreifen durch die Ohren der ca. 40 Tiere sehr Zeitaufwändig. Sind die Weibchen markiert, beginnt der Verehrungsprozession bei den Männchen von vorne. Jagen wir nicht so meins, ich hab dann mehr die Tiere festgehalten.
Alle packen mit an
Nachdem alle Tierchen ob sie wollten oder nicht markiert waren, gabs ein Reichhaltiges Abendessen und etwas Geselligkeit. Da es schon begann dunkel zu werden, machte ich mich zu Fuss auf den zweistündigen Heimweg.
Traumhafter Heimweg
Sehr einfach das Leben dort, die Gesamtwohnfläche ist kleiner wie mein Zimmer in Deutschland. Und das ohne Heizung, Licht und Wasser wird aus dem Bach getrunken und abgekocht. Weit weg vom Dorf und noch weiter weg von der Stadt leben die Bauern hier als Selbstversorger mit vielen Tieren. Allerdings sind gerade diese einfachen Menschen sehr gastfreundlich und nett. So eine herzliche Gastfreundschaft habe ich noch nie in meinem Leben erlebt.

>>> Bilder zu diesem einprägsamen Tag gibt es hier. <<< [35 Bilder]

Mittwoch, 6. März 2013

Projekt: Toma de Aqua


Das sauberste Wasser in Esmoraca ist das Regenwasser. Es gibt zwar meist Leitungswasser, aber eine kaffeebraune Färbung ist durchwegs keine Seltenheit. Das liegt daran, dass das Wasser von einem Bach auf 4.000m abgegriffen wird und bei starkem Regen (passiert öfters in der Regenzeit) gibts dann Erdrutsche (von gross bis klein ist alles dabei), der jede Menge Dreck in die Leitung spült. Eigentlich sollte die „Toma de Aqua“, ein Dreckauffangbehälter, dann den Schmutz auffangen, doch in der Regenzeit füllt sich dieser besonders schnell. Ist der Behälter dann voll, gibts kein Wasser mehr für Esmoraca (gefühlte 20 von 30 Tagen, die ich hier bin gabs kein fliessend Wasser). Eigentlich ist es Aufgabe der Autoritäten der Stadt, für die Wartung und damit verbundene Reinigung zu sorgen, allerdings war es Ferienzeit und im christlichem Sinne der Brüderlichkeit hat der Pater ein paar Jungs und mich hinaufgeschickt, um die „Toma de Aqua“ zu reinigen.
Ein Teil der Strecke konnte mit dem Jeep zurückgelegt werden. Hin und wieder gabs mal ein paar Steine beiseitezuräumen...

Steine im Weg


Danach hies es Schuhe ausziehen und ein paar Meter durch einen Fluss warten. Durch ein schönes Tal mit typisch-amerikanisch-roten Bergen rechts und links gings an der Wasserleitung entlang den Berg hoch. Insgesamt waren es nur ca. Zwei Kilometer zu laufen. Nicht die Stecke, sondern der schmale Weg war anstrengend, ein Geländer hab ich vergeblich gesucht. Der Boden ist durch die Regenfälle lose, Steinen kann man nicht vertrauen und Büsche bieten einigermassen sicheren Halt. Natürlich mit bedacht die Büsche aussuchen und nicht in die Stachelbüsche langen wie ich einmal^^ (so hab ichs gelernt).
Oben angekommen stellten wir fest, dass wir keine Wasserpumpenzange mitgenommen hatten. Eigentlich muss man nur das Venil öffnen um den Schmutz abfliessen zu lassen aber das war so eingerostet, dass wir plötzlich den Griff in der Hand hatten. Mit einer Wasserpumpenzange wäre es deutlich leichter gewesen, das Ventil zu öffnen wie mit Hammer und einem Stein als Meissel. Aber nach etwas hantieren hat es dann doch geklappt.

Esmoracas Leitungswasser
An der Wasserabgreifungsstelle verstopften Steine den Wasserzulauf. Wir befreiten den Zulauf von den „bösen“ Steinen und schlossen das dortige Ventil. Nun kam kein neues Wasser an  die badewannengrosse „Toma de Aqua“ und wir konnten sie endlich reinigen und den ganzen angeschwemmten Schmutz entfernen.

Reinigen der ¨Toma de Aqua¨
Nach der Reinigung hatten wir uns im leichtem Nieselregen ein Vesper verdient: Brot mit Ketchup und Thunfisch. Wir liesen frisches Wasser ind die Badewanne und stellten mit Entsetzen fest, das das Wasser trübe war. Durch das geschlossene Ventil an der Abgreifungsstelle hatte sich der Zulaufbach mit Wasser gefüllt und Sand gelöst, der das Wasser verschmutzte. Kurzerhand leiteten wir das Wasser (bei geöffnetem Ventil) durch einen alten Autoreifenschlauch aus der Wanne bis wieder klares Wasser kam. Dann liessen wir das Wasser wieder in die Wanne und bis zum nächsten stärkeren Regenfall hatte 400 Menschen mehr in Bolivien klares Regenwasser :-)
Zurück gings wieder durch den Fluss, der durch den leichten Regen etwas in die Breite gewachsen war.

Flussueberquerung

Die Autoritäten der Stadt mussten die Wasserreinigungsaktion nach drei Wochen wiederholen. Aber egal, das wussten wir in der Zeit nicht. Hauptsache wir hattens geschafft! Endlich müssen wir für Spaghettiessen kein Regenwasser mehr abkochen. Jetzt fehlte nur noch der Strom... aber Abendessen im Kerzenlicht ist doch auch schön ;-)

>> Bilder zur Akion „Toma de Aqua“ gibts hier. << [12 Bilder]

Dienstag, 5. März 2013

Mein Alltag in Bolivien


Meine Alltag beginnt taeglich um acht morgens mit dem Fruehstueck, meist Spiegelei und Kakao. Frisches Brot mit Marmelade oder Honig gibts nur die Tage nach dem Stadtbesuch, da es keine Baeckerei im Dorf gibt. Ab und zu wird mal in der Pfarrei frisches Brot gebacken, allerdings wird das Brot zwischendurch gerne von jedermann geschnorrt und deshalb ist frisches Brot immer schnell gegessen. Um halb neun/ neun geht fuer mich die Arbeit los.
Brotbacken

Entweder es steht ein Tagesprojekt an, oder es ruft die Arbeit in der Pfarrei: Vorbereitung von Gottesdiensten, schriftliche Arbeiten fuer den Pater, Gartenarbeiten wie saehen oder Unkraut entfernen, putzen oder reparieren; vielseitige Arbeit ist da und es ist nie die gleiche. Es gibt keine bezahlte Koechin oder Grossmama, die freiwillig kocht, das muss jeden Tag aufs neue selbst gemacht werden. Hierbei bin ich selbstverstaendlich nicht allein, die Jugendlichen, die mitessen (meist um die sechs zwischen 17 und 24 Jahren) helfen natuerlich auch. Dabei wird der Pfarrgarten mit Zwiebeln, Mais, Karotten und Salat vollstaendig genutzt. Der Kompostabfall wird nicht entsorgt, sondern bekommen die Tiere zu futtern. Und nach dem Essen ist jeder mal mit „Spueldienst“ dran.
Pfarrgarten

Nach eine kleinen Mittagspause gehts meist um 14 Uhr weiter mit der Arbeit, in der Regenzeit ist diese meisten abhaengig vom Wetter. Die meisten Arbeiter sind an der Pfarrkirche beschaeftigt, momentan steht hierbei das verputzen der inneren und aeusseren Waende an. Gleichzeitig wird der Glockenturm neu gemauert, da der Alte einsturzgefaehrdet war. Auf der Baustelle bin ich nicht verpflichtet, manchmal helfe ich dort, wenn ich besonders schnell mit meiner Arbeit fertig wurde.
"el Templo"

Um fuenf ist Arbeitsende, dann gehen alle Jugentlichen zur „Cancha“ bolzen und ich kick ab und zu mit, aber meist geh ich mit dem Pater mitm Auto drei Kilometer in Richtung Nachbarort Mojinete, dort steht ein Handymast und so koennen wir abwechselnd per Surfstick ins Internet (dank der berauschenden Internetgeschwindigkeit schaffe ich es in sage und schreibe zwoelf minuten, bis ich in meinem Emailpostfach bin). Ich um meine Familie und Freund auf den neusten Stand zu halten und der Pater um Bilder der Pfarrarbeit nach Deutschland zu senden. Immerhin ist das Internet schneller als von der Gemeinde aus via Amateurfunk, mit dem der Pater Textemails nach Deutschland absetzt. Die Funkwellen gehen bis nach Canada, wo ein anderer Amateurfunkter die Nachricht dann ins Internet einspeist und somit in Deutschland die Email ankommt. Gottesdienst beginnt immer um 19 Uhr.


Amateurfunkstation von "CP4PG"
Nach dem Abendessen ist dann Freizeit, ich mach dann entweder etwas Musik oder lese/ lerne meinen Physikvorkurs fuers Studium. Manchmal bin ich noch im Nebenraum, dort steht das Radio und der Fernseher. Letzteres interessiert mich weniger aber im Radio kann man Gruesse ausrichten oder den Bolivianer Musik zeigen, die in Deutschland gehoert wird. Das Radio ist wichtig fuer das Gemeindeleben. Es ist bis auf 30 km zu hoeren und so kann der Pater Botschaften an seine Gemeinde senden und Gottesdienste ankuendigen. Jugendliche haben Spass daran, abends ein bisschen Programm zu machen und die Musik laufen zu lassen, die ihnen gefaellt. Und „Campesiños“ auf dem Feld nehmen ihr kleines UKW-Radio mit Batterien aufs Feld und haben Musik (es gibt einen weiteren Radiosender einer Sekte, die allerdings nur religioese Leider abspielen. Das funktioniert zur Zeit allerdings nicht). Somit ist das in Deutschland eher unuebliche Kommunikationsmittel „Radio“ hier von besonderem Stellenwert.

Radio "San Francisco"

Um elf ist Nachtruhe und auch das Radio wird abgeschalten. Die Tueren der Gemeinde sind geschlossen und am naexten Morgen beginnt ein neuer Tag.

Das Einkaufen in der Stadt und der Weg dahin


Tupiza ist ein malerisches Minenstädchen mit ca. 26.000 Einwohnern. Es liegt im Norden Boliviens am Rìo Tupiza in 2.990m Höhe und ist nur 340 km von der Argentinischen Grenze entfernt. In fast 500qkm Fläche ist die Stadt der einzige Lichtblick in dem fast menschenleerem Landstrich vom Salar de Uyuni (Touristenmagnet) und Villazòn (Bolivianische Grenzstadt zu Argentinien). Hier kommen Bauern von den umliegenden Dörfchen her um ihre Produkte auf dem lebhaften Markt zu verkaufen oder Minenarbeiter aus Esmoraca, wenn sie auf Goldsuch Glück gehabt haben. 1g Gold bringt 280 Bolivianos (=32€), was hier einen materiellen Wert von ca. 120€ hat. Oder wir kommen aus Esmorca, um dort nach der Post zu schauen,  einzukaufen und uns mit der Aussenwelt zu verbinden ;-)
Jahrmarkt in Tupiza
Dank eines GPS („Geocatching“-Gerät) wissen wir, das Esmoraca nach Tupiza nur 60 km Luftlinie misst. Doch der Weg ist 130km lang und führt über Stock und Stein. Für diese 130km benötigen wir normalerweise 5h 30min Fahrzeit! Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 23,6 km/h.
Zum Vergleich: Die Stecke Bruchsal – Frankfurt misst eine ähnliche Steckenlänge, allerdings braucht man mitm Auto dafür unabhängig vom Wetter ca. 90 min.
Wir sind abhängig vom Wetter. Hat es die Tage zuvor geregnet, so müssen wir den zweiten (längeren) Weg nehmen, da sonst die Flüsse mit zu viel Wasser unpassierbar werden. Die Fahrzeit beträgt dann mindestens sieben Stunden (kein Witz! Immnoch 60km Luftliniendistanz^^).
 Hier hat wohl einer Pech gehabt
 Woran liegt die lange Fahrzeit?
Zum einen befinden wir mich im Hochland der Anden und die Wege führen aufgrund fehlender  Tunnel entlang der Berge hoch und wieder runter. Tupiza liegt auf knapp 3.000m Höhe, Esmoraca auf 3.500m und zwischendurch gehts auf stolze 4.478m rauf und natürlich wieder herab.
Einzigstes Schild auf dem Weg
 ...und wenns runter geht, dann gehts aufgrund fehlender Brücken durch Flüsse. Die Flüsse sind natürlich nicht eben und man muss (wenn man sein Auto nicht schrotten will) eben mit Gefühl durch die Flussbetten driften. Ich habe nicht gezählt wie viele Flüsse und Bäche es insgesamt zu durchqueren gibt, aber ich schätze es sind ca. ein Duzend Bäche und ein halbes Duzend Flüsse (Definition Fluss: Mehr Wasser als Bruchsaler Saalbach).
Flussbettfahren
 Ein weitere Grund ist sicherlich die Sicherheit: Ohne Geländer fährt man langsamer um die Kurve oder schlängelt sich vorsichtiger aneinander vorbei, wenn Gegenverkehr auftaucht. Aufgrund der schmalen Fahrbahn, steilen Hängen und der dadurch eingeschränkten Sicht hupen vernünfige Fahrer in engen Kurven, um ggf. Gegenverkehr vorzuwarnen.
Keinerlei Sicherheit
Besonders im Sommer (während in Deutschland Winter ist), droht eine besondere Gefahr: Der Regen. Im Sommer ist im Hochland Regenzeit und das kühle Nass löst die lockere Erde, und „Schwup-die-Wups“ donnern ab und zu Steinchen bis Brocken aufs Dach. Aber nicht nur während des Regens, vor allem nach dem Regen erschwerden oder versperren Erdrutsche den Weg .
Weg über Erdrusch
 Der Hauptgrund ist allerdings der fehlende Asphalt, auf unbefestigten Strassen kann man nicht schnell (und gemütlich) fahren wie auf natürlicher Erde. Schlaglöcher gibts hier auf ganz natürliche Weise durch die Unebenheit der Natur. Hat es zuvor geregnet, so wird aus der Erde rutschiger Schlamm. Letzte Woche wären wir fast von der Piste gerutscht, als es vor einer Kurve rutschig wurde. Als Fahrer hat man in so einer Situation keine Chance, damit die Reifen wieder Grip bekommen müsste man Gas geben, aber vor einer Kurve Gas zu geben... Gott sei Dank kamen wir rechtzeitig zum Stehen.
im Schlamm
Dann gibts natürlich noch die unkalkulierbaren Ereignisse, wie z.B. Steckenbleiben (vgl. Bild oben), Reifenpannen (Webalbum) oder Räumungsarbeiten (Webalbum) auf der Piste. Eher selten muss man Büsche ausreissen/ Brüecken bauen (letztes Webalbum). Während eine Reifenwechsel eine begrenzte Zeit beansprucht, kann Steckenbleiben oder Räumungsarbeiten die Fahrzeit erheblich verlängern. Auf dem Bildoben wurde es schon dunkel und im Taschenlampenlicht legten wir mit Spaten und Pickel den Weg frei; rissen Sträucher aus, um sie vor die Reifen zu legen und schoben schliesslich bei Vollgas das Auto einige Zentimeter vor, bis wir wieder steckenblieben, um dann wieder das nächste Stück Weg passierbar zu machen. Kein Wunder, dass niemand den Weg ohne Allradantrieb und „Doble“, einem noch kleinerem Gang als der Erste mit mehr Kraft, antritt. Auch Ersatzreifen und Flickzeug sind überlebensnotwenidig. Besonders in der Regenzeit erfordert der Weg von Dorf zu Stadt einen geschickten Fahrer und ein gütiges Schicksal.
kurze Pause
Doch die Fahrt ist für die Pfarrarbeit von Dietmar Krämer ungbedingt erforderlich. Somit stellen einfache Dinge wie „Einkaufen“ in anderen Teilen der Welt eine körperlich und psychische Herausforderung dar. Eine einprägsame Erfahrung für mich in meiner sozialer Arbeit.

Boliviens Schönheiten

>> Landschaftsbilder zur Fahrt Tupiza-Esmoraca gibts hier.<< [33 Bilder]
>> Bilder zum Reifenwechsel auf 4.000m gibts hier.<< [4 Bilder]
>> Bilder zu Räumungsarbeiten/ Feststecken letzter Woche gibts hier.<< 
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>> Bilder zum Brückenbauen/ Busch ausreissen gibts hier.<< [4 Bilder]