Montag, 11. März 2013

Ein Tag Bauer im Hochland Boliviens


Alpacas
Letzten Samstag wurde ich zu etwas ganz Besonderem eingeladen. Ich durfte mit aufs Feld zu den Alpacas aufs Hochland.
Zunächst war der Weg dorthin eine Herausforderung. Stolze 30 Minuten dauerte es, bis das Motorrad (wie hier üblich ohne Spiegel und Kennzeichen) mich in die Nähe brachte. Dann wars nur noch ein Hügel 10 Minuten zu überqueren. Dort erwartet mich schon ein kleines Häuschen, das Rauch ausstoss. Der Besitzer war schon morgens um sechs zwei Stunden losgelaufen, um hier anzukommen. Zur Begrüssung wurde ich lecker eigeladen, drei  Gänge waren allerdings doch ein bisschen viel für meinen schon gefrühgefütterten Magen. Um mich herum spielten Kinder, Babykatzen und die Sonne schien auf Erbsen, Mais und Getreide.
Die kleine Paula mit den kleinsten Mitbewohnern
Dann gings zur Arbeit: Zunächst ein bisschen Kameleintreiber spielen und die Tiere eintreiben. Wir waren dafür ca. zu fünft. Auch der Schäferhund hat so gut geholfen wie er konnte, leider ist er Blind. Lustigerweise wollten sich die Tierchen ständig auf dem Weg fortpflanzen, was die Herde wieder verlangsamte. Die Alpacaherde war nicht so leicht einzutreiben wie die eine Schafherde, weil die Lamas gerne den Hügel hoch oder runter abhauen möchten. Aber als wir die letzten Flüchtlinge gefasst hatten wurde Männchen und Weibchen getrennt und in Ställe aus Steinhaufen und etwas Lehm getrieben.
Lamaherde
Einmal im Jahr werden die Tiere markiert, um sie dem Besitzer zuordnen zu können. Das geschieht ohne Farbspraydose ganz traditionell  mit Nadel und Faden. Dazu wird rot/rosa Wolle in die Ohren geknotet (wie Ohrring, Löcher gibts vom vorigem Jahr) und noch noch etwas Stoff in die Wolle geknotet. Soweit der Plan.
Weil wir hier im schönen Bolivien sind darf das auch ein bisschen dauern. Da die Lamas heilig sind gibts eine Prozession und die Alpacas werden beschenkt. Also gibts für die Tierchen gratisein Tänzchen der Menschen, Coca, Konfetti, Weihrauch und „Chicha“, einem Saft aus Mais.
Tierverehrung
Dann beginnt die Jagt. Die starken Alpacas sind nur zu bezwingen, wenn man sie an den Ohren richtig fest hält und nach unten drückt. Einige legen sich zu der Prozession der Markierung ruhig und entspannt auf den Boden, die Minderheit wiehert durchgänig und versucht auszubrechen. Also ist jedes Lama unikat und bis die fünf Wollstreifen durch die Ohren der ca. 40 Tiere sehr Zeitaufwändig. Sind die Weibchen markiert, beginnt der Verehrungsprozession bei den Männchen von vorne. Jagen wir nicht so meins, ich hab dann mehr die Tiere festgehalten.
Alle packen mit an
Nachdem alle Tierchen ob sie wollten oder nicht markiert waren, gabs ein Reichhaltiges Abendessen und etwas Geselligkeit. Da es schon begann dunkel zu werden, machte ich mich zu Fuss auf den zweistündigen Heimweg.
Traumhafter Heimweg
Sehr einfach das Leben dort, die Gesamtwohnfläche ist kleiner wie mein Zimmer in Deutschland. Und das ohne Heizung, Licht und Wasser wird aus dem Bach getrunken und abgekocht. Weit weg vom Dorf und noch weiter weg von der Stadt leben die Bauern hier als Selbstversorger mit vielen Tieren. Allerdings sind gerade diese einfachen Menschen sehr gastfreundlich und nett. So eine herzliche Gastfreundschaft habe ich noch nie in meinem Leben erlebt.

>>> Bilder zu diesem einprägsamen Tag gibt es hier. <<< [35 Bilder]

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Alexander